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Nachhaltigkeit in der Architektur: Vom Anspruch zur Praxis

Nachhaltigkeit war schon immer eine Leidenschaft von mir, dennoch hatte ich bisher nicht die Gelegenheit, ein Gebäude mit nachhaltigen Prinzipien zu entwerfen. Was macht ein Gebäude nachhaltig?


Das Buch „Cradle to Cradle“ bietet eine Antwort auf diese Frage. Es beschreibt eine nachhaltige Designphilosophie, die den Lebenszyklus eines Produkts als Teil eines größeren Systems bereits während der Konzeption berücksichtigt. Dieser Ansatz fragt, woher Materialien stammen und wohin sie nach ihrer Nutzung gehen werden. In der Architektur bedeutet dies, Gebäude als Produkte zu betrachten, deren Komponenten an einem „Nährstoff“-Kreislauf teilnehmen, was eine radikale Veränderung der Art und Weise, wie wir entwerfen, erfordern würde. Diese Methode, bekannt als „Cradle to Cradle“-Design, steht im Gegensatz zum herkömmlichen „Cradle to Grave“-Ansatz, bei dem Produkte ohne Rücksicht auf ihre Auswirkungen auf industrielle oder natürliche Systeme entsorgt werden.


Die Materialwahl ist entscheidend im Cradle-to-Cradle-Design. Materialien müssen entweder in einen technischen oder einen biologischen Nährstoffkreislauf passen. Jedes Teil des Gebäudes sollte entweder ein Nährstoff für einen anderen Prozess (technisch) werden oder sich biologisch in Nährstoffe für andere Lebewesen zersetzen (biologisch). In der Natur werden alle Produkte, ob Abfall oder Nebenprodukte, zu Nährstoffen für andere Lebewesen. Die Anwendung dieses Prinzips bei der Materialwahl bedeutet, auf gängige Materialien wie Beton und Stahl zu verzichten.


Beton ist zum Beispiel nicht nachhaltig, da er nicht effektiv wiederverwendet werden kann, um neuen Beton zu erzeugen, und seine Herstellung große Mengen an Kohlendioxid freisetzt. Stahl hingegen ist zwar recycelbar und kann unendlich oft wiederverwendet werden, hat aber während der Produktion ebenfalls einen hohen CO₂-Fußabdruck.


Ein wesentlicher Aspekt der Materialnachhaltigkeit ist der CO₂-Fußabdruck, der bei der Herstellung entsteht. Ein Material entspricht nicht den nachhaltigen Designprinzipien, wenn seine Herstellung die Produktion von Substanzen beinhaltet, die nicht wiederverwendet werden können oder nicht mit biologischen Kreisläufen kompatibel sind.


Holz, und noch mehr Bambus, sind bessere Alternativen, da ihre Herstellung mit natürlichen Systemen vereinbar ist. Gebäude, die hauptsächlich aus diesen Materialien bestehen, können am Ende ihrer Lebensdauer biologisch abgebaut werden oder als Rohstoff für neue Produkte dienen. Dies ist wichtig, da Betongebäude zwar langlebig sind, die meisten jedoch innerhalb von 50-100 Jahren abgerissen werden, weil sie veraltet sind oder neuen Entwicklungen weichen müssen. Daher ist die Verwendung von Beton als Standardmaterial nicht ideal.


Holzgebäude hingegen können bei guter Pflege und gutem Design Jahrhunderte überdauern. Ihre biologische Abbaubarkeit ist ein Vorteil, da sie keinen unbrauchbaren Schutt hinterlassen, sondern nach ihrer Nutzung Nahrung für Insekten oder Pilze werden können. Alternativ können sie wiederverwendet werden, um Möbel, Werkzeuge oder sogar neue Gebäude herzustellen.


Indem wir unseren Ansatz bei Baumaterialien überdenken und die Prinzipien des Cradle-to-Cradle-Designs anwenden, können wir Strukturen schaffen, die nicht nur nachhaltig sind, sondern auch im Einklang mit den natürlichen Systemen stehen. Dieser Wandel erfordert, dass wir uns von traditionellen Materialien wie Beton und Stahl abwenden und stattdessen erneuerbare, biologisch abbaubare Optionen wie Holz und Bambus annehmen. Diese Materialien bieten Haltbarkeit und Vielseitigkeit, während sie sicherstellen, dass unsere Gebäude am Ende ihres Lebenszyklus nahtlos in die Umwelt zurückkehren oder wiederverwendet werden können.


Diese Designphilosophie macht für mich wirklich Sinn, und seitdem ich dieses Buch gelesen habe, bin ich richtig nerdig darüber geworden. Ich möchte sie in meiner Designpraxis anwenden, aber das würde bedeuten, bestimmte Baumaterialien abzulehnen und mich auf nachhaltige Materialien, Designs und Praktiken zu verpflichten. Das wäre eine Herausforderung, aber da mein Ziel letztlich darin besteht, meine kreativen Fähigkeiten einzusetzen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen, ist es eine Herausforderung, die ich irgendwann annehmen werde.

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